Schnittschutz und Schnittschutzklassen im Überblick

Wie funktioniert Schnittschutz?

Schnittschutzkleidung funktioniert prinzipiell immer gleich. Zwischen Ober- und Futterstoff wird eine mehrlagige Schicht aus lose verwebten, sehr langen, feinen und reißfesten Fäden eingearbeitet. Durchtrennt die Sägekette die oberste von mehreren Schnittschutzlagen, werden Faserbündel herausgerissen, die das Kettenrad blockieren und die Sägekette so zum Stillstand bringen. Dies geschieht innerhalb von Sekundenbruchteilen.

Die Anzahl der Lagen ist weder ein Sicherheits-, noch ein Qualitätskriterium. Eher gilt: je weniger Lagen, desto anspruchsvoller ist die technische Konstruktion. So hat sich nur fünf- bis sechslagiger, multi-elastischer Schnittschutz auf dem Prüfstand des Kuratoriums für Waldarbeit und Forsttechnik e.V., besser bekannt als KWF, als sehr sicher erwiesen. Dies liegt zweifellos daran, dass ein Teil der Energie, die von der Kette übertragen wird, durch elastische Materialien aufgezehrt wird.

Piktogramm einer Motorsäge vom KFW-Test

Wichtige Kennzeichnungen und Prüfsiegel

Die Einhaltung der entsprechenden Norm EN ISO 11393-2 ist obligatorisch. Diese Norm löste die inzwischen nicht mehr gültige EN 381 ab. Ein wesentlicher Unterschied gegenüber der alten Norm besteht im geänderten Prüfumfang. Auch sehr kleine und sehr große Konfektionsgrößen müssen nach aktueller Norm die jeweiligen Anforderungen abdecken, nicht nur eine einzelne Standardgröße.

Als wichtige Entscheidungshilfe bei der Wahl von Schnittschutzkleidung dienen auch die Prüfzeichen des Kuratoriums für Waldarbeit und Forsttechnik (kurz KWF). Mit dem Prüfzeichen "Profi" wird Ausrüstung ausgezeichnet, die sich bei einem umfassenden und langen Praxistest für die professionelle Waldarbeit bewährt hat. Das Prüfzeichen "Standard" ist speziell für Gelegenheitsanwender gedacht, die sich auf geprüfte Produkte in einem attraktiven Preissegment verlassen möchten. Mit dem Prüfzeichen "Test" werden Produkte ausgezeichnet, bei denen nur einzelne technische Merkmale überprüft wurden.

Die Schnittschutzklasse – nur ein Kriterium unter vielen?

Die EN ISO 11393-2 unterscheidet fünf Schnittschutzklassen:

  • Klasse 0 = 16m/s Kettengeschwindigkeit
  • Klasse 1 = 20m/s Kettengeschwindigkeit (Standard)
  • Klasse 2 = 24m/s Kettengeschwindigkeit
  • Klasse 3 = 28m/s Kettengeschwindigkeit
  • Klasse 4 = 32m/s Kettengeschwindigkeit

Es hat sich gezeigt, dass die allermeisten Unfälle zuverlässig mit Schutzhosen der Schnittschutzklasse 1 vermieden werden können. Natürlich können Kettensägen unter Volllast weit höhere Kettengeschwindigkeiten erreichen, sodass die Wahl der Schutzklasse immer ein Kompromiss zwischen Arbeitssicherheit und Ergonomie darstellt.

Grundsätzlich gilt jedoch, dass eine persönliche Schutzausrüstung (PSA) keinen absoluten Schutz vor Verletzungen bieten kann. Gute Bewegungsfreiheit ist ebenso wichtig wie hoher Tragekomfort und Schutz.

Pflege und Haltbarkeit von Schnittschutzhosen

Das Waschen und Trocknen sowie der Schmutz und Harz haben Einfluss auf die Funktion von Schnittschutz. Das liegt daran, dass Schmutzpartikel, aber auch Kraftstoffgemisch und Kettenöl, Waschmittelreste sowie häufiges Waschen und Schleudern die Gleitfreudigkeit der Fasern beeinträchtigen können. Schnittschutzhosen sollten deshalb bei regelmäßiger professioneller Nutzung nach einer Tragedauer von 12 bis maximal 18 Monaten ausgetauscht werden.

Reparaturen an einer Schnittschutzhose dürfen niemals die Schnittschutzschicht betreffen, weil dadurch die Schutzfunktion beeinträchtigt oder sogar ganz aufgehoben werden kann. Bei Näharbeiten dürfen keinesfalls Oberstoff und Schnittschutz miteinander vernäht werden.

Aus der Auswertung des typischen Unfallgeschehens ist bekannt, dass die am meisten gefährdeten Körperstellen im vorderen Beinbereich (Knöchel bis Hüfte) zu finden sind. Dieses Unfallgeschehen wurde auch bei der Normsetzung der EN ISO 11393-2 berücksichtigt.

Drei Schnittschutzformen bei Hosen und Beinlingen

Die Schutzkleidung aus unserem Sortiment entspricht der aktuellen Norm für die Benutzer von handgeführten Kettensägen – Teil 2: Leistungsanforderungen und Prüfverfahren für Beinschützer (ISO 11393-2:2018); Deutsche Fassung EN ISO 11393-2:2019. Bei der Schnittschutzkleidung zum Schutz gegen Schnitte mit handgeführten Motorsägen werden drei Formen von Schnittschutz unterschieden. Die Verwendung des jeweiligen Schnittschutzes erfolgt im Ermessen des Anwenders.

Form A

Die Form A beschreibt den am häufigsten verwendeten Typ Schnittschutzhose, wie sie im professionellen Anwendungsbereich verwendet wird.

Sie gilt als ausreichend für alle alle professionellen und geschulten Motorsägenführer bei normalen Holzerntearbeiten.

Bei Schnittschutzhosen dieses Typs deckt der Schnittschutz die Vorderseite der Beine jeweils bis zu einer Höhe etwas unterhalb der Hosenbundes ab. An den beiden linken Beinseiten ist der Schnittschutz um 5 cm verlängert.

Form B

Die Form B ist für gelegentliche Anwender oder den Einsatz in sehr warmen Gebieten konzipiert. Diese Form ist auch unter der Bezeichnung "Chaps" bekannt. Zum Ankleiden können die Schnittschutzschuhe anbehalten werden.

Bei Schnittschutzhosen dieses Typs deckt der Schnittschutz die Vorderseite der Beine jeweils bis zu einer Höhe etwas unterhalb der Hosenbundes ab. An den beiden linken Beinseiten ist der Schnittschutz um 5 cm verlängert.

Die Chaps werden an der Beinrückseite mit jeweils vier Befestigungspunkten verschlossen. Die Beinlänge ist so bemessen, dass die Schnittschutzschuhe sicher überlappt werden.

Form C

Bei Form C umfasst der Schutzbereich die Vorder- und Rückseite der Beine als Rundumschutz

Sie ist für Anwender vorgesehen, die unregelmäßig mit Motorsägen arbeiten oder diese nur in Ausnahmesituationen verwenden (z. B. Feuerwehren, THW, usw.).

Auf der Rückseite ist der Bereich des Gesäßes vom Schnittschutz ausgenommen.

Schnittschutzjacken

Auch Schnittschutzjacken gibt es in zwei Formen. Zum einen Form B zum Schutz des Oberkörpers, zum anderen Form A, welche den Schulter-Arm-Bereich vor der Sägekette schützt. Jacken mit Schnittschutz sind besonders bei Motorsägearbeiten angebracht, bei denen der Arbeitsbereich zwischen Schulter- und Gürtelhöhe liegt.

Hält sich bei der Arbeit auf Hubbühnenarbeiten in einem begründeten Ausnahmefall eine zweite Person im Arbeitskorb auf, so ist es für diese Person neben der grundlegenden Schutzausrüstung für Motorsägearbeiten verpflichtend, folgende zusätzliche persönliche Schutzausrüstung zu benutzen:

  • Schnittschutzjacke mit zusätzlichen Schnittschutzeinlagen im Schulter-, Hals-, Brust- und Bauchbereich (Form B)
  • Schnittschutzhandschuhe mit beidseitigem Schutz zum Schutz der Hände und Unterarme. (DGUV-Regel 114-610)

Schnittschutzhandschuhe

Natürlich müssen auch Schnittschutzhandschuhe der aktuellen Norm EN ISO 11393 entsprechen. Handschuhe mit Schnittschutz sind vor allem für Arbeiten auf Hubarbeitsbühnen oder andere beengten Situationen vorgesehen, weniger für die Holzernte mit der Motorsäge. Für diese persönliche Schutzausrüstung gibt es zwei Formen, wobei sich in der Praxis vor allem die Form A etabliert hat, bei der sich der Schnittschutz auf dem linken Handrücken befindet. Es gibt jedoch auch Handschuhe, die zusätzlich auch auf dem Handrücken der rechten Hand mit Schnittschutzmaterial ausgestattet sind.

Bei Schnittschutzhandschuhen nach Form B deckt der Schnittschutzbereich neben dem Handrücken auch die Fingeroberfläche mit ab. Die Form B findet kaum Verwendung, da die Beweglichkeit der Finger durch den Schnittschutz stark eingeschränkt ist.

Schnittschutz bei Schuhen und Stiefeln

Der Schutzbereich muss den gesamten vorderen Schuhbereich(inkl. Stahlkappe) abdecken. Außerdem darf der Zwischenraum zwischen der Sohle, beziehungsweise dem Rahmen und dem Schnittschutz nicht größer als 10 mm sein. Die Höhe des Schnitzschutzes ab Brandsohle muss 195 mm betragen (siehe Abbildung). Der gefährdetste Bereich ist der Mittelfuß und der Spann.

Gefährliche Situationen entstehen vor allem beim Entasten und Ablängen. Für Schnittschutzschuhe und Schnittschutzstiefel ist als Norm die EN ISO 17249 maßgeblich.