Der Regenwald und der Kaffee
Der atlantische Regenwald in der Küstenregion Brasiliens ist ein artenreicher, aber bedrohter Lebensraum. Die dort lebende Bevölkerung lebt mehrheitlich von der Landwirtschaft und insbesondere der Kaffeeanbau stellt die Haupteinnahmequelle dar. Um Flächen für die Landwirtschaft nutzbar zu machen, kam es in der Vergangenheit sehr häufig zur Rodung des Regenwaldes. Ohne den Schutz der Bäume kommt es jedoch schnell zu Bodenerosion auf den Flächen, in der Folge sinkt lokal deren Produktivität. Global sorgt der Verlust an Regenwald für eine ganze Reihe gravierender Folgen, die sich massiv auf die Artenvielfalt und die Funktion der „grünen Lunge der Erde“ auswirken. Doch wie können die Menschen vor Ort vom Kaffeeanbau profitieren, ohne den Regenwald übermäßig zu gefährden? Eine mögliche Lösung ist der Anbau in Agroforst-Systemen.
Wie funktioniert Landwirtschaft im Agroforst-System?
Agroforst-Systeme kombinieren Landwirtschaft mit forstwirtschaftlichen Elementen. Neben den landwirtschaftlichen Nutzpflanzen, wie etwa die Kaffeepflanzen, bleiben mehrjährige (Regenwald-) Bäume erhalten. Diese Bäume stabilisieren den Wasserhaushalt, machen Stickstoff für andere Pflanzen verfügbar, tragen zur Artenvielfalt bei und verhindern die Bodenerosion. Für den Kaffeeanbau kommt noch ein weiterer Vorteil hinzu: Die Regenwaldbäume sorgen für Schatten auf den Flächen. Dies fördert das Wachstum der Kaffeepflanzen, denn sie gedeihen im Halbschatten der Urwaldriesen besonders gut.
Leitgedanken und Ziele des Projektteams
Bom para as árvores–Bom para o café–Bom para todos, das brasilianische Motto des Projektes bedeutet zu Deutsch Gut für Bäume Gut für Kaffee Gut für alle. Unter dieser Botschaft sollen 20 Kaffeebauern als Multiplikatoren für Seilklettertechnik ausgebildet werden. Neben an örtliche Bedingungen angepasste Techniken und einem Ausrüstungsverleihsystem soll es auch zu einem langfristigen Austausch aller Beteiligten kommen. 90 brasilianische Forststudenten aus Santos Dumont und 50 Forststudenten aus Manhuacu werden über die Möglichkeiten der Seilklettertechnik informiert werden und tragen das Wissen weiter. Dies soll dazu beitragen, die Agroforst-Systeme weiter zu etablieren und auch den Anbau von gefährdeten Baumarten zu fördern.
Weitere Potentiale sind
- Arbeitssicherheit
- Einkommen der Kaffeebauern sicherstellen
- Umbau von Monokulturen in Agroforst-Systeme:
- Schutz und Verbesserung des Bodens
- Steigerung der Biodiversität
- biologische Schädlingsbekämpfung
- reduzierter Pestizideinsatz
Seilklettertechnik im Regenwald
Das Thema Arbeitssicherheit ist in Mitteleuropa bereits allgegenwärtig, doch auch in anderen Ländern gewinnt es zunehmend an Bedeutung. Ein engagiertes Projektteam, bestehend u. a. aus Ausbildern der Fsb Seilkletterschule Oerrel, ist im Sommer 2024 nach Brasilien aufgebrochen, um vor Ort entsprechendes Gerät vorzustellen und die Anwender im Umgang mit Gurten, Seilen und Sägen zu schulen. Während beispielsweise gefahrenträchtige Motorsägen vor Ort schon lange bekannt sind, sind die effizienten Handsägen mit japanischer Zahnung wie von der Marke Silky dort weitgehend unbekannt, aber für den Einsatzzweck deutlich einfacher in der Handhabung.