Basiswissen vor dem Schuss

Bei allen Jagdarten ist es besonders wichtig, die Entfernung zwischen sich und dem Ziel zu kennen. Das gilt nicht nur für den Schuss auf bewegliche Ziele, sondern auch für den aufgelegten Schuss mit der Büchse. Besonders hilfreich dafür ist ein Entfernungsmesser. Da man sich bei der Pirsch dauerhaft bewegt und auch die vorbeifliegende Taube nicht exakt ausmessen kann, ist es jedoch essenziell, dass man mit der Zeit ein Gefühl für Entfernungen zwischen sich und dem Ziel entwickelt.

Außerdem muss der Umgang mit der eigenen Waffe sichergestellt sein. Dafür sollte man diese aber auch regelmäßig in der Hand haben. Hierfür bietet sich beispielsweise das Trockentraining mit Pufferpatronen im Wohnzimmer wunderbar an. Anschlagsübungen mit der Flinte und Repetierübungen mit der Drückjagdwaffe verstehen sich von selbst. Doch auch die Abzugskontrolle, welche bei jedem Schuss enorm wichtig ist, lässt sich sehr gut trainieren. Fixieren Sie einen Punkt an der Wand und verstärken dann langsam und kontrolliert den Druck auf den Abzug, bis der Schuss bricht. Achten Sie dabei darauf, dass Sie nicht mucken oder die Augen zukneifen. Durch ständiges Wiederholen dieser Übungen bekommt Ihre Muskulatur einen Lerneffekt. Sie werden sehen: Schon bald ist es keine Überraschung mehr, wann der Schlagbolzen auf die Pufferpatrone trifft. Die Flinte gleitet von selbst an die Wange und auch der Repetiervorgang passiert ganz intuitiv nebenbei. Doch trotz aller Trockenübungen geht nichts über das praktische Training auf dem Schießstand.

Auf zum Stand!

Bevor Sie nun losfahren, sollten Sie sich überlegen, was Sie alles für den Besuch auf dem Schießstand mitnehmen müssen. Überlegen Sie sich genau, was Sie trainieren möchten und was Ihre Ziele dabei sind. Am besten überdenken Sie dabei alle jagdlichen Situationen, die bei Ihnen an der Tagesordnung stehen, und trainieren diese dann ganz gezielt. Für ein optimales Training empfiehlt es sich, die Jagdwaffe und die Hornet-Patrone Kaliber .22 zu nutzen. Mit der Hornet-Patrone verschaffen Sie sich Vertrauen und können Fehler sehr viel einfacher feststellen, da kaum Rückstoß stattfindet. Das ist bei einer höheren Schussbelastung nicht nur für den Körper, sondern auch für das Portemonnaie deutlich schonender.

Das wird zum Schießstand mitgenommen:

  • Jagdschein
  • wenn vorhanden ein Standaufsichtsschein
  • Flinte, Jagdbüchse, wenn vorhanden Trainingswaffe (Kaliber .22 Hornet, .222 Rem o. ä.)
  • Übungsmunition (eventuell ein wenig Jagdmunition für einen Probeschuss)
  • Gehörschutz
  • Schießweste
  • Schießbrille (beim Jagdparcours und auf einigen Skeetständen Pflicht)
  • festes Schuhwerk

Wenn Sie häufig pirschen gehen und einen Zielstock haben, dann bringen Sie auch diesen mit. Denn der Schuss vom Zielstock ist einer der wenigen, den Sie bei einem normalen DJV-Durchgang nicht explizit trainieren können.

DJV-Schießen

Wenn man von einem DJV-Durchgang spricht, dann steht dahinter ein Ablauf, bei dem die meisten jagdlichen Situationen sowohl mit der Büchse als auch mit der Flinte trainiert werden. Genauer gesagt werden vier Kugeldisziplinen und zwei Schrotdisziplinen geschossen. Mit der Kugel beschießen Sie eine Bockscheibe stehend angestrichen auf 100 m, 100 m Überläufer Freihand, 100 m Fuchs liegend und 50 m laufender Keiler jeweils mit fünf Schuss. Die maximale Ringanzahl pro Schuss beträgt zehn Punkte. Beim Schrot werden 15 Skeet- (sieben Stände, die Tauben fliegen quer) und 15 Traptauben (fünf Stände, die Tauben fliegen von Ihnen weg) beschossen.

In diesen Disziplinen finden unter anderem auch jedes Jahr Kreis-, Bezirks-, Landes- und Bundesmeisterschaften statt. Jede getroffene Tontaube zählt dabei fünf Punkte (maximal 150 Punkte) und jeder Ring zählt einfach (maximal 200 Punkte). Insgesamt können Sie also 350 Punkte (ausgenommen Kurzwaffenwertung) erreichen.

Für ein jagdlich realistisches Training empfehle ich, den 100-Meter-Überläuferkeiler nicht freihändig, sondern über einen Zielstock zu beschießen. Wenn man ein gewisses Niveau erreicht hat, kann es trotzdem nicht schaden, das freihändige Schießen zu trainieren.

Flintentraining

Gerade Jungjäger bekommen häufig sehr viele Ratschläge von anderen Jägern oder Schützen, wie Sie die Tontaube besser treffen. Diese Tipps sind auch immer gut gemeint, aber ein altes Sprichwort besagt: „Viele Köche verderben den Brei“. Genauso ist es auch beim Flintenschießen. Daher mein Tipp: Buchen Sie sich einen Schießlehrer und lassen sich eine Technik vermitteln, an der Sie auch in nächster Zeit festhalten. Dadurch bekommen Sie eine klare Idee davon, was Sie tun müssen, um zu treffen. Mit der Zeit werden Sie dann ganz automatisch aufgrund einer einheitlichen technischen Basis Ihren persönlichen Stil entwickeln.

Büchsentraining   

Hier ist der vermeintlich banalste Schuss, sitzend aufgelegt, auch schon mit der wichtigste. Denn hier wird der Grundstein für alle DJV-Disziplinen gelegt. Wichtig ist eine gute Gewehrauflage. Stabilisieren Sie Ihre Waffe sowohl unter dem Vorderschaft als auch am Hinterschaft mit Sandsäcken oder speziellen Schießgestellen. Anschließend gehen Sie sauber ins Ziel und verstärken nach und nach den Druck auf den Abzug, bis es knallt. Ziel sollte es sein, Schussgruppen mit möglichst kleinen Streukreisen zu schießen. Kleiner Tipp: Versuchen Sie bei der Schussabgabe nicht die Luft anzuhalten, sondern atmen Sie langsam aus.

Beim Schuss auf den Bock stehend angestrichen verwenden Sie grundsätzlich dieselbe Schießtechnik. Nehmen Sie den Stecken nicht nur zum Anstreichen, sondern lehnen Sie sich ruhig mit Ihrem Körpergewicht ordentlich rein. Die Füße sollten etwa schulterbreit stehen.

Der Schuss auf den Fuchs im Liegen ist dann schon wieder ein wenig komplizierter. Hier ist es wichtig, sich so hinzulegen und die Liegeposition so lange zu verändern, bis das Absehen „von allein“ im Fuchs steht. Auch hier findet jeder mit der Zeit seine eigenen speziellen Abläufe und Techniken – Übung macht bekanntlich den Meister.

Beim Überläufer stehend Freihand ist ein guter, stabiler Stand wichtig. Ansonsten sind für diese Disziplin eine absolut perfekte Abzugskontrolle und viele andere Kleinigkeiten sehr entscheidend. Auch hier wird jeder mit der Zeit seine eigene Technik finden – diese Disziplin ist jedoch nur für Wettkampfschützen wirklich relevant.

Tipp!

Beim Schuss auf den laufenden Keiler:

  1. Stellen Sie die Vergrößerung des Zielfernrohrs maximal auf 4x. Durch ein großes Sehfeld haben Sie die Situation immer komplett im Blick und bekommen das Gefühl, „mehr Zeit“ zu haben. Bei höheren Vergrößerungen kann es Ihnen daher schnell passieren, dass Sie den Keiler aus dem Glas verlieren und dann hektisch versuchen, das Ziel wieder aufzunehmen.
  2. Verkrampfen Sie nicht, indem Sie das Gewehr mit zu viel Druck festhalten. Achten Sie auf eine lockere Körperhaltung, gerade die Führungshand (bei Rechtsschützen die linke) sollte niemals zu angespannt sein.
  3. Nehmen Sie einen stabilen Anschlag ein und schwingen aus der Hüfte mit. Dadurch, dass sich Ihre Arme im Prinzip nicht bewegen, vermeiden Sie Abweichungen in der Höhe.
  4. Schießen Sie konzentriert und bekommen Sie ein Gespür für das Abkommen auf der Scheibe. Wenn Sie nach dem Schuss wissen, wo der Schuss liegt, dann haben Sie mehr erreicht, als wenn Sie drei Zehnen in Folge schießen, ohne zu wissen, wie Sie das gerade eigentlich gemacht haben.  
  5. Falls Sie merken, dass Ihre Schießtechnik nicht sauber ist, Sie die Treffer nicht einordnen können oder Sie den Schuss nicht abgeben, weil Ihnen die Zeit fehlt – dann nehmen Sie die Pufferpatrone aus dem Lager und schwingen den laufenden Keiler einfach nur mal mit, ganz ohne abzudrücken. Merken Sie, wie viel Zeit Sie auf einmal haben? Anschließend schwingen Sie den laufenden Keiler ohne scharfe Munition im Lager mit und drücken ab – so lange, bis Sie das Gefühl haben „jetzt passt es“. Erst dann schießen Sie mit scharfer Munition weiter.

Der Kugelschuss auf der Jagd

Der aufgelegte Kugelschuss ist in der Praxis für jeden Jäger relevant. Da es dabei in der Regel um einen sehr präzisen Schuss geht, ist es besonders wichtig, den Körper und die Waffe maximal zu stabilisieren.

Der Schuss von der Kanzel

Wenn Sie Ihren Sitz bezogen haben, achten Sie immer darauf, dass Sie möglichst schnell und unkompliziert eine stabile Auflage finden. Dafür sollte man mindestens zwei, besser drei Kontaktpunkte finden. Durch das Auflegen des starken Arms (Rechtsschützen rechts, Linksschützen links) können Sie sehr einfach Ihren Körper stabilisieren. Die Waffe legen Sie am besten nicht direkt auf der Brüstung auf, sondern verwenden eine Vorderschaftauflage. Für eine noch stabilere Schießposition (Dreipunktauflage), stützen Sie auch den anderen Arm in der Kanzel ab.

Der Schuss vom Zielstock

Als Faustformel gilt: Jedes Bein mehr an einem Zielstock gibt Ihnen mehr Stabilität. Es macht Sie aber auch unflexibler und statischer. Daher müssen Sie hier das Equipment der Jagdsituation anpassen. Gerade bei Ein-, Zwei- und Dreibeinen ist es jedoch wichtig, den Zielstock richtig zu nutzen. Stellen Sie den Stock schräg vor sich auf und lehnen sich „in den Zielstock hinein“. So können Sie sich selbst stabilisieren und einen deutlich sichereren Schuss abgeben. Wenn möglich, lehnen Sie sich zusätzlich an einen Baum an. Gerade von einem Vier- oder Fünfbein lassen sich dann extrem präzise Schüsse abgeben.

Der bewegte Kugelschuss

Der Schuss auf sich bewegendes Wild bei einer Drückjagd gehört zu den schwierigsten. Doch auch das kann und muss sauber und zuverlässig funktionieren. Besonders wichtig ist es, mit seiner Ausrüstung komplett vertraut zu sein. Alles muss intuitiv passieren: die Waffe sauber in den Anschlag bringen. Entsichern und die Vergrößerung des Zielfernrohrs richtig einstellen… Jetzt noch sauber mitfahren und „Peng!“, die Sau geht über Kopf. All das passiert in wenigen Sekunden und muss fleißig geübt sein. Hier ein kleiner Leitfaden, damit es klappt:

  • Trockentraining mit Pufferpatrone: Schwingen Sie eine Linie (zum Beispiel die Sofakante) entlang, drücken Sie kontrolliert ab und bleiben dabei nicht stehen.
  • Üben Sie anschließend auf den laufenden Keiler. Hier sind die Vorhaltemaße in jedem Fall realistisch.
  • Schießen Sie nur, wenn Sie sich absolut sicher sind, einen sauberen Schuss antragen zu können. Wild ist keine Zielscheibe!

Der Schrotschuss auf der Jagd

Sauber jagen mit der Flinte – geht das? Ja! Doch dazu gehören eine Menge Übung und vor allem Disziplin. Wichtig ist es, die Entfernung zum Ziel gut einschätzen zu können. Fünf bis zehn Meter machen beim Schrottschuss eine Menge aus! Das betrifft nicht nur das Vorhaltemaß, sondern vor allem auch die Wirkung der Schrotgabe. Die anfangs sehr hohe Energie und Deckung der Schrotgabe nimmt mit jedem Meter Entfernung deutlich ab. Auch wenn gute Schrotschützen Tontauben auf über 50 m zum Platzen bringen können, sollte man sich bei der Jagd auf Schussentfernungen von ca. 15–30 m beschränken. Bei Schüssen auf kürzere Entfernungen wäre die Wildbretzerstörung zu hoch, bei weiteren Entfernungen die Tötungswirkung nicht mehr ausreichend. Dies ist jedoch nur ein grober Leitfaden, denn durch Chokes, Schrotstärken und Ladungen kann man die effektive Reichweite auf spezielle Jagdsituationen noch etwas anpassen.

Schießübungen: das Fazit

Schießtraining ist nicht nur eine moralische Verpflichtung, die wir mit dem Lösen eines Jagdscheines eingehen, sondern kann auch sehr gut aus dem Alltagstress befreien. Insbesondere wenn Sie mit Ihren Jagdfreunden zusammen auf den Schießstand gehen, kann das eine Menge Spaß machen. Sie können von den Erfahrungen der anderen profitieren oder auch einen Wettkampfgeist entwickeln, der Sie gegenseitig zu besseren Leistungen anspornt. Das birgt das Potenzial, ein noch besserer Jäger zu werden.